Shoppen ohne Geld ausgeben
Im Kost-nix-Laden ist der Name Programm. Das Geschäft, das vom Verein MUT initiiert wurde, setzt sich für Menschen wie auch die Umwelt gleichermaßen ein.
von Christine Gnahn
Es herrscht reges Treiben in der Paris-Lodron-Straße 32. Auf kleinem Raum finden sich viele verschiedene Kleidungsstücke, aber auch Bücher und Spielzeug, alles feinsäuberlich sortiert. Dazwischen die Menschen, die die Teile in die Hand nehmen, sie eingehend betrachten und beschließen, das eine oder andere Stück mitzunehmen. Anders als beim regulären Shopping brauchen sie dafür jedoch keinen Geldbeutel. Denn seit März beherbergt die Adresse einen sogenannten Kost-nix-Laden des Vereins MUT. Wer hier vorbeikommt, kann entweder Sachspenden vorbeibringen oder aber Gegenstände nach Bedarf mitnehmen. Gesucht sind dabei stets Kleidungsstücke für alle Altersgruppen sowie Bücher und Spielzeug.
MUT steht kurz für „Mensch Umwelt Tier“. „Wir meinen mit dem Namen, dass man diese drei nicht getrennt voneinander sehen kann, sie gehören zusammen. Man hat sehr viel selbst in der Hand, wie man mit ihnen umgehen möchte“, sagt Laura Lobensommer. Die 27-jährige Oberösterreicherin kommt mit 19 nach Wien und lernt 2016 den dort ansässigen Verein MUT kennen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, obdachlosen Familien ein Dach über dem Kopf zu bieten. Nach und nach entstehen so einerseits Familienhäuser – und andererseits ein Greißler, bei dem Lebensmittel gratis zur Verfügung stehen. Lobensommer engagiert sich für den Verein als Pressesprecherin. 2019 kündigt sie, um ihr Studium der Kommunikationswissenschaft in Salzburg zu beginnen. „Nach ein paar Monaten hat mich dann der Verein angerufen, ob ich mir vorstellen könnte, auch in Salzburg etwas auf die Beine zu stellen“, erzählt sie.
Lobensommer kann – und tut es. Nach und nach entsteht das Konzept eines Kost-nix-Ladens, der allen Menschen niederschwellig den Zugang zu gratis Kleidungsstücken ermöglicht. „Ich hatte immer wieder mit Spendenlagern im Obdachlosensektor zu tun und es hat mich gestört, dass diese Lager nicht öffentlich zugänglich sind“, sagt Lobensommer, „es wird so viel neu eingekauft, dabei wären die Kleidungsstücke bereits da und ungebraucht.“ Im März dieses Jahres ist es dann so weit. Mit einem Facebook-Post kündigt der Verein den neuen Laden an, ein paar Flyer weisen zusätzlich auf diesen hin. „Wir sind gleich zu Beginn mit Kleidung geradezu überschwemmt worden, die Menschen haben sehr viel und sehr hochwertige Kleidungsstücke gespendet“, berichtet Lobensommer. Als das Geschäft zum ersten Mal aufsperrt, stehen massenhaft Menschen vor der Tür. „Damit hätte ich nie gerechnet.“
Nicht nur Kundschaft strömt herbei – sondern auch Menschen, die sich gerne für den Verein engagieren möchten. Zu zehnt packen sie mittlerweile im Kost-nix-Laden mit an, der zudem, neben Lobensommer, über eine festangestellte Kraft verfügt. Eine alleinerziehende Mutter sei ebenso im Team der Ehrenamtlichen wie eine Pensionistin. Sie alle finden im Kost-nix-Laden vor allem eins: eine Gemeinschaft. „Ich glaube, Corona war für uns persönlich zuträglich, weil die Menschen dadurch wieder die Lust daran entdeckt haben, sich gemeinschaftlich zu betätigen“, sagt Lobensommer. Feste Arbeitszeiten gebe es derzeit für die ehrenamtlichen Mitarbeitenden nicht, „wir haben gerade das große Glück, dass die Menschen einfach kommen und mitanpacken“. Stichwort Finanzieren: 25.000 Menschen ermöglichen mit ihren Spenden für den Verein MUT, dass es die Projekte in Wien wie auch den Kost-nix-Laden in Salzburg geben kann. Lobensommer und das Vereinsteam sind für jede Hilfe dankbar, „ohne ehrenamtliche Hilfe und Spenden wäre so ein Projekt schwer umzusetzen“.