Menschen sind für die Geflüchteten da

 

von Schreibwerkstatt-Autorin Hanna S.

 

„Stellt euch vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Das ist ein bekanntes Zitat; ich habe keine Ahnung, vom wem es stammt. Krieg, Zerstörung, Elend, Leid: Darüber mache ich mir derzeit, wie viele andere auch, Gedanken. Da glaubt ein Mensch, er könne seine Macht missbrauchen und seine größenwahnsinnigen Ideen mittels Krieg und Zerstörung umsetzen. Es ist ihm egal, wie viele Menschen dabei sterben. Diesen Gedankengang kann ich, so oft ich es auch versuche, nicht nachvollziehen: Das ist krank, komplett krank.

Ich fühle mit den Menschen in der Ukraine und jenen, die seit Tagen aus ihrer Heimat flüchten: Sie verlieren alles, wofür sie ein Leben lang gearbeitet haben, woran ihr Herz hängt, was für sie Heimat bedeutet. Von einem Tag auf den anderen müssen sie ihre Heimat verlassen und geliebte Menschen im Ungewissen zurücklassen. Kinder verabschieden sich von ihren Freunden, Verwandten und auch von ihren geliebten Haustieren. Die Fotos, die Menschen zeigen, die neben ihrem Rucksack mit dem Allernötigsten auch noch eine Transportbox für Kleintiere schleppen und dabei noch ein Kind an der freien Hand führen, berühren mich am tiefsten. Diese Fotos erzählen die Geschichten von Abschied, aber auch von Treue und Zusammenhalt. Frauen nehmen ihre Kinder an der Hand und machen sich mit ihnen auf den nicht immer sicheren Fluchtweg: Was wird aus ihren Männern, ihren Vätern und Brüdern? Wird es ein Wiedersehen geben? Wenn ja, wann? Wenn ja, wie und wo?

Beim Grübeln wird mir aber auch klar, dass gerade in dieser Zeit viele positive Signale des Zusammenhalts gesetzt werden: Die Politiker und Politikerinnen der EU-Staaten treten endlich einmal vereint auf, wenn es beispielsweise um Sanktionen geht. In Österreich ist die Hilfsbereitschaft enorm: Private bieten Übernachtungs- und Wohnmöglichkeiten für die Geflüchteten an, NGOs sammeln Sachspenden, LKW-Konvois rollen mit den so dringend benötigten Medikamenten, Hygieneartikeln und sonstigen Hilfsgütern an die ukrainische Grenze. Freiwillige aus ganz Österreich holen die Geflüchteten an den Grenzübergängen ab, andere warten in Wien am Bahnhof, um sie in diesen schweren Stunden liebevoll willkommen zu heißen und zu versorgen. Da passiert doch so viel Gutes! Das alles symbolisiert für mich Zusammenhalt: Man unterstützt die Geflüchteten und fühlt mit ihnen.

Der Zusammenhalt zwischen den Menschen ist im Augenblick sehr stark und auch sehr stark sichtbar: Das berührt mich sehr.

 

Anmerkung:

Das eingangs erwähnte Zitat stammt aus dem Gedichtband „The people, yes“ (1936) von Carl Sandburg (1878 – 1967). Im Original heißt es: „Sometime they’ll give war and nobody will come!“