Gute Chefleute sind wichtig
von Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Edi Binder
Als ich so um die dreißig war, hab ich in Kärnten in einem Gasthaus angefangen. Nach einer Woche kam dann der Chef zu mir und hat mich gefragt, ob ich aushelfen könnte. Ich hab mir nichts dabei gedacht, so was ist normal im Gastgewerbe, und hab zugesagt. Was er unter aushelfen verstanden hat, waren dann aber zwei Schichten hintereinander ohne Pause. Ich habe sozusagen von 7 Uhr morgens bis um 4 Uhr in der Früh gearbeitet. Das habe ich eine Woche durchgehalten, dann bin ich zum Chef gegangen und habe mich beschwert, dass das so nicht weitergeht. Es kam keine Entschuldigung, kein Danke, kein Nichts von ihm, im Gegenteil er wollte mir sogar den Lohn kürzen und hat mich gleich entlassen. Das habe ich mir aber nicht gefallen lassen. Ich bin sofort
in Klagenfurt auf die Arbeiterkammer gegangen und habe ihnen meine ganzen Arbeitsstunden vorgelegt und mit deren Hilfe auch mein Geld bekommen. Mein Chef war dort eh auch schon bekannt. Nach dem Vorfall mit mir ist ihm dann endgültig die Konzession entzogen worden. Diese Geschichte hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich war zwar gewohnt, dass es im Gastgewerbe nicht immer hundertprozentig mit der Arbeitszeit oder dem Lohn gestimmt hat, aber das war wirklich unglaublich. Seit der Zeit habe ich mir meine Chefleute immer gleich ganz genau angeschaut und so etwas wie damals ist mir auch nie wieder passiert. <<