„Komm, wie du bist“

 

Jede und jeder darf so sein, wie er oder sie ist – nämlich im Caritas-Tageszentrum des Hauses Elisabeth, wo alle willkommen sind. Dort gibt es aber auch Sozialberatung, Frühstück und Mittagessen, Veranstaltungen und die Winternotschlafstelle für Frauen.

von Ricky Knoll

Es riecht köstlich gleich nach dem Eingang im Tageszentrum Haus Elisabeth. Eine Schlange Hungriger hat sich bereits angestellt und freut sich auf eine warme Mahlzeit. Zivildiener Markus und Freiwilliger Mehmet geben eine Portion nach der anderen aus, die mit Genuss verzehrt wird. „Hauptsächlich Armutsbetroffene und Wohnungslose nehmen die Angebote gerne an“, erklärt Einrichtungsleiterin Stefanie Brucker. Sie ist zuständig für alle Bereiche und legt Hand an, wann und wo es nötig ist. Das Haus Elisabeth der Caritas in der Elisabeth-Vorstadt bietet in vier Bereichen Hilfe und Unterstützung an: Sozialberatung, Tageszentrum, Veranstaltungen auf der E-Bühne sowie die Winternotschlafstelle für Frauen.

Menschen in schwierigen Lebenslagen finden bei der Caritas Sozialberatung konkrete Hilfe. Betroffene erhalten kompetente Beratung in finanziellen und sozialen Notlagen persönlich in der Stadt Salzburg und in den regionalen Caritas-Zentren sowie telefonisch oder online, stets vertraulich und kostenlos. Beim anfänglichen Clearing wird abgeklärt, worum es geht, wie akut die Problemlage ist oder ob mit einer Terminvereinbarung für später ebenfalls gedient ist. „Die Kollegin schätzt ein, ob auch eine Onlineberatung – wo es rascher einen Termin gibt – möglich ist, ob das technisch, aber auch sprachlich möglich ist“, berichtet Brucker und verweist auf die Klima- und Energieberatung, die seit 2023 angeboten wird. „Vor allem wenn die Abrechnungen mit Nachzahlungen ankommen, ist der Beratungsbedarf enorm hoch.“ Soforthilfe in besonders akuten Situationen – von finanzieller Unterstützung über Kleider- bis hin zu Lebensmittelgutscheinen – gibt es ebenso.

Die Caritas-Sozialberater:innen unterstützen bei Rechtsfragen, Behördenverfahren (z.B. AMS, Sozialamt) sowie bei Anträgen für Sozialleistungen und wissen, wohin man sich wenden kann. Das Ziel: nachhaltige Lösungen für Betroffene finden, um im Idealfall einer kritischen Situation vorzubeugen. Wichtig dabei ist es, sich möglichst früh Unterstützung zu holen, bevor sich die eigene Lage zuspitzt. „Aus Scham sich nicht zu melden ist keine Option.“       >>

Seit fünf Jahren ist im Haus Elisabeth das Tageszentrum untergebracht und von Montag bis Freitag (außer an Feiertagen) von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Für Besucher:innen gibt es Frühstück, den ganzen Tag über Kaffee und sie bekommen ein warmes Mittagessen. „Das bekommen wir über Spenden fertig geliefert, eine Küche haben wir leider nicht“, sagt Brucker. „Wir freuen uns jederzeit über frische Lebensmittel, Gemüse, Obst, das geht weg wie die warmen Semmeln.“ Jede und jeder darf kommen, egal aus welcher Schicht und in welchem Zustand. „Schwer Alkoholisierte, die für Wirbel sorgen, müssen wir leider abweisen. Aber bei uns dürfen sie einfach sein, können sich hinsetzen, aufwärmen, duschen, Wäsche waschen und es gibt keinen Konsumzwang“. Im Durchschnitt besuchen täglich rund 100 Personen das Tageszentrum. Die Anzahl der Gäste ist seit den Teuerungen merklich gestiegen.

Für Veranstaltungen steht die noch immer vorhandene Elisabethbühne in Kooperation mit der Pfarre zur Verfügung. „Einerseits steht drei Mal im Jahr eine Reihe mit ,Kunst Querbeet‘ am Programm, andererseits bieten wir Künstler:innen, Gruppen etc. Möglichkeiten, die sonst nicht auftreten oder ausstellen könnten. Das geht von Lesungen über Tanz bis hin zu Gitarre-Virtuosen.“

Ab November wird die E-Bühne zur Notschlafstelle für Frauen. Mittels Trennwand wird der Schlafsaal vom Tageszentrum abgeteilt und bietet Platz für 20 Frauen. „Ein eigenes Team betreut die Notschlafstelle täglich von 19.00 bis 8.30 Uhr“, betont Brucker. Sie macht überdies auf das Kältetelefon im Winter aufmerksam, mit dem gemeldet werden kann, wenn jemand bei Eiseskälte und in schlechtem Zustand beobachtet wird. Unter der Telefonnummer 0676-848210-651 ist rund um die Uhr jemand erreichbar.

 

Fakten Armut in Salzburg

  • 61.000 Menschen im Bundesland Salzburg sind armutsgefährdet.
  • Davon 16.000 Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre
  • 52 % der Salzburger:innen empfinden eine gewisse Belastung durch ihre Wohnkosten, 17 % empfinden sie sogar als starke Belastung.
  • 22 % der Salzburger Haushalte geben an, es sich nicht leisten zu können, unerwartete Ausgaben zu tätigen.
  • 8 % der Salzburger:innen (ab 16 Jahren) können es sich nicht leisten, kostenpflichtige Freizeitaktivitäten auszuüben, das sind 43.000 Personen.