So etwas kann man nicht glauben

 

von Edi Binder

Na ja, ich hab schon mal darüber geschrieben, wie ich mein Madl am Berg verloren habe. Das konnte ich lange Zeit nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist. Das war das Schlimmste, was mir in meinem Leben passiert ist. Sie war eine Wienerin, und ich war auf einer Hütte, drum haben wir uns nicht so oft gesehen. Ich hab auf der Edelweißhütte am Schneeberg gearbeitet. Wie wir uns kennengelernt haben: Sie und ihre Eltern kamen auf die Hütte und haben gerastet. Ich hab sie bedient und mir war gleich klar, dass sie die Richtige ist. Sie ist dann alle zwei Wochen gekommen, ungefähr, und wir haben meine Pausen gemeinsam verbracht. An dem schrecklichen Tag ist sie wieder mit ihren Eltern gekommen und sie wollten dann weitergehen auf den Gipfel. Es gab Sturm und ich hab sie gewarnt: „Geht ja nicht hinauf!“ Aber die drei sind raufgegangen. Auf einmal kam einer vom Berg runter und hat gerufen: „Da ist a Madl abgestürzt!“ Ich bin schon ganz bleich geworden. Eine Böe hat sie über die Wand mit hinuntergenommen. Die Eltern konnten sie nicht halten. Ich habe etliche Jahre gebraucht, bis ich mich wieder gefangen habe. Seitdem weiß ich, dass in jedem Moment alles anders sein kann.    <<