
Bewusste Begegnung
von Michaela Hessenberger
Der Offene Himmel in der Franziskanergasse vor den Dombögen ist zu einer echten Drehscheibe geworden. Er macht Platz für Menschen und Ideen. Seit 2016 gibt es den Raum, der aus einem Zimmer plus kleiner, dahinterliegender Küche-Stauraum-Kombination besteht. Die Erzabtei St. Peter stellt ihn der Erzdiözese zur Verfügung. Über die Jahre sind ein Knotenpunkt und ein Projektbüro daraus geworden. „Ohne den Offenen Himmel gäbe es große Projekte wie die Lange Nacht der Kirchen in Salzburg nicht“, sagt Dominik Elmer, der die Institution mit den stets um die 15 Mitarbeitenden – viele davon sind ehrenamtlich tätig – leitet. Kreativität und offenes Denken gehören zur Grundausstattung. Viel wichtiger: Hier ist Menschlichkeit zu Hause.
Wer den Offenen Himmel nicht kennt, nimmt ihn trotzdem wahr. Immer wieder kommen Gäste mit dem Stadtplan in der Hand und fragen nach dem Weg. Hinauf zur Festung, hinüber zum Busbahnhof, hinein ins DomQuartier. Wann immer das Team Orientierung bieten kann, weist es den Leuten die richtige Richtung. „Im Sommer staut sich die Hitze so richtig in der Stadt. Dann geben wir Wasser aus an Gäste und Pilger“, erzählt Elmer.
Eines der größten Aha-Erlebnisse seit der Eröffnung des Hauses 2016 war für ihn der Blick auf alle Menschen, die tagein, tagaus an der Tür vorbeigehen. „Gemeinsam haben wir lange debattiert und befunden, dass wir als Offener Himmel keine Angebote für Kinder brauchen, weil Kinder ja an diesem Punkt in der Stadt nicht unterwegs sind.“ In der Altstadt leben durchwegs ältere Menschen, viele junge Familien gehören nicht unbedingt zu den Bewohnern. „Doch seit wir Spielsachen wie ein großes, buntes Vier-Gewinnt-Spiel vor unsere Tür gestellt haben, merken wir, wie viele Kinder es rundherum gibt!“ Anders als angenommen sind sogar sehr viele Familien unterwegs. Ihr Dilemma: Es gibt rundum quasi keine Spielplätze, keine Orte zum Toben für die Kleinen und nicht einmal besonders viel Grün. Als das Team vor der Tür zum ersten Mal Luftballons ausgegeben hat, waren diese rasend schnell weg. Elmers Fazit: „Wir brauchen viel mehr Angebote für Kinder und Familien, damit sie hier eine gute Zeit verbringen können.“ Dass das wohl weniger die Aufgabe der Kirche als jene der Stadt sei, fügt er nachdenklich an.
Auch den einen oder anderen Besuch zum Kaffee gibt es im Offenen Himmel. Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben, sind ebenso willkommen wie alle anderen, die eine gefüllte Tasse und ein paar gute Worte suchen. „In Zeiten von Individualität und Digitalisierung merken wir, dass sowohl im Alltag als auch im Urlaub Gespräche und Austausch guttun“, sagt Elmer. Und: „Wir gehören mit zu den Wenigen, die den Namen von Menschen kennen, die zu Salzburg dazugehören, aber allein sind.“ Die bewussten Begegnungen in der Franziskanergasse sind für ihn etwas ganz Wertvolles. „Ein Miteinander erreicht uns jeden Tag, sieht jeden Tag anders aus und ist wohltuend zufällig.“ So wird der Raum zu einem Ort dafür, gemeinsam ein Stück auf dem Weg zu sein.
Zum spontanen und täglich neu zusammengesetzten Miteinander kommt ein routiniertes Miteinander im Team. Wer gerade nicht Dienst hat, kommt gelegentlich auf einen Sprung vorbei, tauscht Neuigkeiten aus, trinkt ein Glas Wasser oder einen Kaffee und geht dann wieder seinem Leben nach.
Wie viel im Offenen Himmel tatsächlich los ist, zeigt ein Blick auf eine große Glasschale, die sich auf einem Stehtisch vor der Tür befindet. In dieser liegen kleine, bunte, zusammengerollte Zettelchen, auf denen Bibelsprüche in fünf Sprachen stehen. Vorbeigehende können in die Schüssel greifen und sich ein Röllchen nehmen. Stolze 40.000 Sprüche fertigen die Ehrenamtlichen im Jahr. Tendenz steigend.
Kostenloser Eintritt zu den Passionskonzerten mit dem Apropos – immer 16 Uhr
Sonntag, 9. März in der Pfarrkirche Mülln
Sonntag, 16. März in der Kirche St. Andrä
Sonntag, 23. März in der Dreifaltigkeitskirche
Sonntag, 30. März in der Stiftskirche St. Peter
Sonntag, 6. April in der Kajetanerkirche
Sonntag, 13. April in der Krypter der Erhardskirche im Nonntal
Einfach Aproposzeitung zum Konzert mitnehmen oder dirket vor Ort kaufen und gratis ins Konzert! Eine Kooperation mit: Offener Himmel – Infopoint Kirchen www.offenerhimmel.at