
Pflanzen, die sich nicht unterkriegen lassen
Der Klimawandel hinterlässt seine Spuren. Die Sonneneinstrahlung ist intensiver, die Temperaturen steigen, und Extremwetter nehmen zu. Pflanzen, die damit zurechtkommen, sind daher gefragter denn je.
von Ricky Knoll
Pflanzen mussten sich immer an äußere Bedingungen anpassen. Seit Menschen sesshaft wurden, haben diese überdies in die natürlichen Veränderungen eingegriffen und sie als Nutzpflanzen kultiviert. „Um bessere Ernten zu erzielen und um sie widerstandsfähiger gegen Klimaeinflüsse oder Krankheiten zu machen, kann und hat man immer schon auch das natürliche Potenzial der Pflanzen genutzt, um etwa wilde Arten in Zuchtformen einzukreuzen“, weiß Assistenzprofessorin Anja Hörger von der Universität Salzburg, Abteilung Umwelt und Biodiversität.
Als Beispiel nennt sie die Tomatenpflanze, die ursprünglich aus Südamerika stammt und deren verwandte Wildarten sowohl in sehr trockenen, heißen Gebieten wachsen als auch hoch oben in den Anden, wo es sehr kalt ist. „Bei uns sind Tomaten ja rechte Sensibelchen, sie mögen es nicht, wenn es zu viel regnet, Trockenperioden überstehen sie aber auch nicht. Deshalb werden Eigenschaften der Wildform eingekreuzt, damit sie für unsere Gärten geeignet sind.“
Es ist sehr wichtig, innerhalb einer Art auf möglichst große Vielfalt zu achten, um sie weniger anfällig für Pilze, Bakterien oder Viren zu machen. Wenn nämlich immer dasselbe gepflanzt wird, können sich diese Pathogene ebenfalls anpassen. Sie haben sehr kurze Generationszeiten und können sich innerhalb kurzer Zeit so verändern, dass zuvor immune Pflanzen doch wieder befallen werden können und die vorherige Resistenz zunichtegemacht ist.
Von „grünen Wüsten“ reden vor allem Biologen, wenn sie die kurzgeschorenen Rasenflächen in zahlreichen Gärten beobachten. Nicht nur, dass die Diversität der Pflanzenarten enorm leidet, sondern „sie reduzieren auch die Evolution auf Null. Anpassungen und Weiterentwicklung kommen zum Erliegen, weil die !Pflanzen schon abgeschnitten werden, bevor sie ein eventuell verändertes Erbgut weitergeben könnten“, bedauert Biologe Roman Türk, emeritierter Salzburger Universitätsprofessor, Flechtenexperte und ehemaliger langjähriger Präsident des Österreichischen Naturschutzbundes.
Wenn schon Rasen, dann einer mit trockenresistenteren Gräsern, denn der allgemeine Wasserverlust durch das viele Gießen ist enorm. „Davon müssen wir uns verabschieden, auch auf öffentlichen Flächen“, sagt er und empfiehlt eine Veränderung hin zur Wiese. Abwechslungsreich gestaltet mit Blumen, Gräsern und Kräutern, bietet sie zusätzlichen Lebensraum für Kleingetier und Insekten. Wegen der gestiegenen Temperaturen sieht Türk mediterrane Pflanzen, die aus eher wärmeren Zonen stammen, im Vorteil. Denn sie halten Hitze besser aus und überleben auch mit geringeren Wassergaben.
Trockenheitsresistente Pflanzen lassen sich an einigen Merkmalen gut erkennen.
Je kleiner die Blätter der Pflanze, über desto weniger Oberfläche findet die Verdunstung statt. Das sorgt für einen geregelten Wasserhaushalt und geringeren Flüssigkeitsbedarf der Pflanze.
Einige trockenheitsresistente Pflanzen haben feinen Flaum auf ihren Blättern, der sie vor dem Austrocknen schützt und den Flüssigkeitsbedarf zu reduzieren hilft.
Silbrige oder graue Blätter reflektieren das Sonnenlicht und schützen die Pflanze so vor Hitze. Dadurch heizt sie weniger stark auf und verdunstet weniger Wasser.
Viele hitzeresistente Pflanzen haben besonders harte Blätter, die von einer zusätzlichen Zellschicht ummantelt sind. Diese schützt sie vor der prallen Sonne, was sie perfekt für sonnige Standorte macht.
Einige Pflanzen haben einen eigenen Wasserspeicher innerhalb ihrer besonders dicken und fleischigen Blätter. So sichern sie der Pflanze das Überleben in langen Dürreperioden.
Auch Tiefwurzler sind sehr gut angepasste Pflanzen für die pralle Sonne. Sie erreichen mit ihren Wurzeln Wasseradern, die tief im Boden liegen.
(Quelle: www.mencke.de/blog/Klimapflanzen-trockenheitsresistente)
Dickblattgewächse (Hylotelephium, früher als Sedum bekannt), wie die Fetthenne, sind robust und pflegeleicht, lieben kiesige bis lehmige Standorte. Auch die imposante Königskerze – die noch dazu eine heilkräftige Pflanze ist – mag es, wenn es steinig bis sandig und nicht zu nass ist. Im Steingarten übersteht die Hauswurz lange Trockenzeiten und ist sehr anspruchslos. Steinkraut und Wollziest machen sich ebenfalls sehr gut.
Die Blauraute (Silberstrauch) ist ein attraktives Trockenheitsgehölz mit blauen Lippenblüten und silbrig-haarigen Trieben, duftet angenehm und ist für Hummeln und andere Insekten eine willkommene Nahrungsquelle. Da der Halbstrauch ursprünglich aus Steppengebieten und Trockenwäldern in Afghanistan, im Himalaya und in Tibet kommt, gedeiht er bei uns an warmen, vollsonnigen Plätzen. Ergänzend dazu passt der genügsame Liguster, der schnell auf sandigen bis lehmigen Böden wächst. Ideal für Hecken ist die Eibe (Taxus) – ein heimisches immergrünes Nadelgehölz, das sowohl in der Sonne als auch im tiefsten Schatten gedeiht und, was den Standort angeht, äußerst unkompliziert ist.
An Kräutern empfehlen sich die in der Küche beliebten mediterranen: Rosmarin, Salbei und der Trockenheitskünstler Lavendel. Damit es schön bunt wird, sorgen Geranien, Mädchenauge und Ringelblumen für Farbtupfer.
Klimabäume sind widerstandsfähige, robuste Bäume, die auch extremen Wetterbedingungen – Trockenheit, Hitze, Frost, schwankende Temperaturen, Stürmen und Hochwässern – standhalten. Sie sollen vornehmlich gepflanzt werden, auch wenn die Auswahl an heimischen Arten nicht gerade riesig ist. Roman Türk zählt die Waldföhre, Traubeneiche, Spitz- und Feldahorn, Gemeine Hainbuche, Winterlinde, Hängebirke und Kirschbaum auf und rät zu ihrer Anpflanzung.
Ursprünglich in den wärmeren Gefilden Südeuropas, Kleinasiens, Ostasiens oder dem Mittelmeerraum beheimatete Bäume fühlen sich inzwischen ebenfalls bei uns wohl. Sie punkten mit hübschen Blüten, gefälligem Laub, das sich im Herbst prächtig verfärbt, und teils essbaren Früchten. Dazu zählen die Dreidornige Gleditschie (oder Lederhülsenbaum), die weidenblättrige Wildbirne, die Blumen- oder Manna-Esche, die Breitblättrige Mehlbeere, die Europäische Hopfenbuche, der Blasenbaum oder Blasenesche oder der Zürgelbaum.