Wege zur Psychotherapie
von Konstantia Url-Praher
Es heißt, der erste Schritt sei der schwerste. Im Fall von psychischen Erkrankungen wäre es das Eingeständnis, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wer dazu bereit ist und sich einen Therapieplatz sucht, merkt schnell: Das ist womöglich noch eine viel größere Hürde.
Oft ist die Suche nach einem Psychotherapieplatz mit Mühen verbunden: Die Wartezeit auf einen Ersttermin kann mehrere Wochen betragen, die Chemie zwischen Klient:in und Therapeut:in soll stimmen und die Kosten bewältigbar sein. „Menschen, die sich ohnehin in einem psychischen Ausnahmezustand befinden, scheitern deshalb oft an einer Therapie, bevor sie überhaupt erst begonnen hat“, erklärt Julia Staller-Niederhammer, stellvertretende Geschäftsführerin des Psychotherapeutischen Bereitschaftsdienstes. Der Bereitschaftsdienst fängt diese Menschen auf und unterstützt bei der Suche nach einem passenden Psychotherapieplatz.
„Menschen, die sich psychisch belastet fühlen, können mit unserem Team in Salzburg einen ersten persönlichen Termin vereinbaren. Bei diesem lernen wir uns kennen, sprechen über die aktuelle Situation und welche Themen die Person belastet, wir beantworten offene Fragen und klären über Finanzierungsmöglichkeiten einer Therapie auf. Im Anschluss macht sich das Team auf die Suche nach einem passenden Psychotherapeuten/einer passenden Psychotherapeutin. In der Regel kann die Person innerhalb einer Woche mit ihrer Psychotherapie starten“, so Staller-Niederhammer.
Der Bereitschaftsdienst arbeitet mit über 800 Therapeuten und Therapeutinnen in Österreich zusammen, sowohl eingetragenen, d.h. fertig ausgebildeten Therapeuten, als auch solchen in Ausbildung unter Supervision.
Viele Menschen können sich Psychotherapie nicht zum durchschnittlichen Honorar von 100 bis 130 Euro/Stunde leisten. Gleichzeitig sind vollfinanzierte Krankenkassenplätze stark kontingentiert, deshalb kann die Wartezeit bis zum Therapiestart lang sein. Für sozial oder materiell hilfsbedürftige Menschen gibt es Therapeuten, die Sozialtarife ab 40 Euro/Stunde anbieten. „Gerade wenn es um psychische Belastungen geht, sollte Hilfe sofort verfügbar sein und keine Frage des Einkommens sein“, sagt Julia Staller-Niederhammer, „wir setzen uns daher für einen möglichst niederschwelligen Zugang zu Psychotherapie ein.“
Meist kann in der Folgewoche mit der Therapie gestartet werden. Wenn die Chemie zwischen Klient:in und Therapeut:in nicht passt, kann ein weiterer Termin mit dem Psychotherapeutischen Bereitschaftsdienst kostenlos gebucht werden.
Seit über zehn Jahren engagiert sich der Psychotherapeutische Bereitschaftsdienst für eine bessere Versorgung mit Psychotherapie. 2011 wurde der Verein für Psychotherapie (VfP) in Wien gegründet. Mit dem Psychotherapeutischen Bereitschaftsdienst (PTBD) gründete der Verein eine Plattform, die rasche psychotherapeutische Hilfe ermöglicht. Außerdem betreibt der Verein für die Österreichische Hochschülerschaft die ÖH-Helpline, die grundsätzlich dasselbe Angebot wie der PTBD bietet – die Gespräche mit dem Psychotherapeutischen Bereitschaftsdienst sind für Studierende, die ÖH-Mitglieder sind, kostenlos.
Anfang 2023 eröffnete in Salzburg ein zweiter Standort, Ende 2023 wurden weitere Standorte in Linz, Graz, Klagenfurt und Innsbruck eröffnet. Es gibt somit derzeit 6 Standorte in Österreich.
3 Schritte zur Psychotherapie
1. Schritt: Termin buchen
Telefonisch oder online Termin für ein Erstgespräch mit dem Psychotherapeutischen Bereitschaftsdienst buchen: bereitschaftsdienst.at/termin oder +43 512 250070
2. Schritt: Erstgespräch
Im Erstgespräch werden die Situation geklärt, Fragen beantwortet und die Rahmenbedingungen an die Therapie besprochen (Kostenpunkt 60 Euro).
3. Schritt: Therapeut:in kennenlernen